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FRACHT 200


Von Maria Turtschenkowa, Bildjournalistin, veröffentlicht am 2.6.2014 auf der Webseite des russischen Hörfunksenders Echo Moskwy 
(Übersetzung aus dem Englischen und Russischen)

 
An der Grenze in Uspenka in der Luhansker Region ist es ruhig.

Es gibt keinen Verkehr in Richtung Russland, und jetzt gerade inspizieren die Grenzschutzbeamten, die vor fünf Minuten noch gelangweilt waren, mit großer Überraschung einen Sattelschlepper, ein LKW mit aufgemaltem Roten Kreuz und der Zahl “200” auf den Seiten. Sie gehen langsam um ihn herum, fotografieren aus verschiedenen Richtungen mit ihren Handys, während die Zollbeamten die Papiere für die Fracht überprüfen. Die Grenzabfertigung geht förmlich weiter, aber es herrscht ein Gefühl der Spannung vor, weil niemand versteht, wo diese Fracht herkam und wer genau sie auf den Weg gebracht hat. Der Fahrer, Slawa, kann nichts erklären, gar nichts. An diesem Morgen hatten ihn “Menschen, denen er nichts ablehnen konnte”, aufgefordert, mit dem LKW nach Russland zu fahren, man sagte ihm nur, dass es wichtig war.

Ich werfe einen Blick über die Schulter eines Offiziers auf ein Papier: “Rechtsmedizinisches Amt der Region Donezk. 29.5.2014. Dieses Papier bestätigt, dass weder die Leiche von Herrn Schdanovitsch, Sergej Borissowitsch, geb. 1966, noch der Sarg Bestandteile enthalten, deren Transport über die Staatsgrenze der Ukraine verboten ist.”

Es gibt einunddreißig solche Zertifikate, eines für jeden der Särge, die vor zwei Stunden in diesem Kühlwagen aus Donezk losgeschickt wurden.

Eine Kolonne von drei Fahrzeugen (ein Auto mit Polizeibeamten, der LKW selbst und ein weiteres Auto – von uns Journalisten) hatte die Stadt kurz vor Abend verlassen, und als wir die Grenze erreichten, war es bereits dunkel. Die Gesichter der Grenzsoldaten flimmern in den Taschenlampen, und keiner will reden, jeder wartet nur darauf, dass die Kontrolle beendet wird, wobei sie den LKW nicht aus den Augen lassen.


Fracht 200.

Im Inneren des LKW sind 31 Särge mit Aufklebern der Donezker Volksrepublik [DVR], auf denen die Namen russischer Bürger stehen, die am 26. Mai in Donezk in der Schlacht um den Flughafen gestorben waren. Gerüchte über die Beteiligung von Russen an den Kämpfen in der Region Donezk kursieren schon seit Anfang der Feindseligkeiten im April, aber niemand hat sie jemals in der Wirklichkeit gesehen.

Die Schlacht auf dem Flughafen Donezk (der Flughafen wird immer noch von der ukrainischen Seite kontrolliert, obwohl die Stadt das Zentrum der selbsternannten DVR ist) war bisher die tragischste im gesamten Verlauf der Antiterroroperation im Donbas. Die genaue Zahl der Todesopfer ist noch unbekannt, aber nach verschiedenen Quellen sind es mindestens 50 Personen.

Am nächsten Tag wurde Reportern ein Haufen von Leichen in Tarnkleidung gezeigt. Sie lagen auf der blutbefleckten Boden im Keller des Leichenschauhauses des Kalinin-Krankenhauses im Zentrum von Donezk. Viele waren verstümmelt, einige enthauptet, Gliedmaßen fehlten. Es handelte sich um die Leichen derjenigen, die in einem Kamas-Militärlastwagen mit Verwundeten waren, der am Tag der Schlacht in der Nähe des Flughafens unter Feuer genommen wurde. Das Personal in der Leichenhalle arbeitete durchgehend, kettenrauchend auch innerhalb des Gebäudes. In der Leichhalle selber und im Umkreis von 50 Metern vom Eingang war Atmen einfach unmöglich, aufgrund des ätzenden Verwesungsgeruchs.

Die Leichenhalle war überfüllt, so dass Aktivisten der DVR zu einem gewissen Zeitpunkt zwei Kühlwagen für den Transport von Lebensmittelprodukten herbrachten, in die einige der Opfer geladen wurden. Die Fahrer der Lastwagen blieb dort bei der Leichenhalle und rauchten eine Zigarette nach der anderen. Nach ihren Angaben hatten bewaffnete Aufständische sie auf der Straße angehalten und ihnen nur gesagt: “Wir brauchen das Fahrzeug.” Und nun, als ihre Kühllaster mit Leichen beladen waren, warten sie nur darauf, dass die Fahrzeuge freigegeben werden.

Am Dienstag kamen Einheimische vorbei, um die Toten zu identifizieren. Einer war auf der Suche nach vermissten Angehörigen; andere wollten auf Listen nachschauen, die es nicht gab. Eine Suche nach der richtigen Leiche im Inneren des LKW war unmöglich, denn die Leichen waren aufeinander gestapelt . Also bot das Personal der Leichenhalle denjenigen, die nach ihren Verwandten suchten, die Fotografien an, die von der Kriminalpolizei aufgenommen worden waren. Am Mittwoch wurde bekannt, dass auf diese Weise nur zwei Leichen identifiziert wurden. Die Donezker Einwohner Mark Swerew und Edward Tjurjutikow stellten sich als tot heraus.

Zu wem die anderen Leichen gehörten, wurde erst Mittwochabend bekannt. Das Geheimnis wurde auf unvorstellbare Weise gelöst.

Gegen Abend saßen wir mit Kollegen in einem Hotelrestaurant zum Abendessen und wurden von einem Mann aus der Umgebung von Alexander Borodaj, dem Ministerpräsidenten der selbsternannten Donezker Volksrepublik angesprochen. Er sagte, dass am nächsten Tag eine Kolonne mit zwei Lastwagen mit Leichen von Donezk nach Russland fahren würde, und bat die Journalisten um einen Gefallen: nämlich sie an die Grenze zu begleiten. Er versprach, in einer halben Stunde anzugeben, wo genau sie abfahren werden und wer die Fracht begleiten würde. Er bat uns, ihm zu diesem Zeitpunkt eine Antwort zu geben, ob wir bereit wären, mitzufahren. Wir waren fassungslos darüber, was wir da gerade gehört hatten.

Dies war das erste Eingeständnis, dass russische Bürger in den Schlachten im Donbas sterben. Schon seit zwei Wochen gibt es in den sozialen Netzwerken Gerüchte, dass die Leichen von in den Schlachten im Osten getöteten Russen heimlich über die Grenze nach Russland transportiert werden. Aber niemand in der DVR bestätigte dies, und sie haben es definitiv nicht angekündigt.

Und jetzt kommt die Führung der DVR und fragt Korrespondenten, über dieses Ereignis eine Reportage zu schreiben und den Konvoi zu begleiten, wahrscheinlich erwarteten sie einen Angriff seitens der ukrainischen Sicherheitskräfte und haben die Hoffnung, dass der Konvoi in der Anwesenheit von Journalisten nicht angetastet wird.

Es war völlig unklar, wie dieses Vorgehen der Führung der Donezker Volksrepublik mit den Aussagen aus Moskau zusammenpasst, das doch immer auf einen “Kampf der Menschen” im Donbas besteht und die Beteiligung von russischen Bürgern am Konflikt dementiert, und welche Reaktion hierauf aus dem Kreml zu erwarten sind.

Schließlich haben wir uns entschlossen mitzufahren, und die Gerüchte über das bevorstehende Ereignis verbreitete sich schnell durch das Hotel.

Am nächsten Morgen hatten sich etwa hundert Journalisten der internationalen Medien an der Leichenhalle versammelt. Unter ihnen waren auch Kameras vom Ersten Kanal und Russland 24, die über dieses Ereignis später keine einzige Story bringen würden.

Dann kamen Alexander Borodaj und Denis Puschilin an, der selbsternannte Sprecher des Obersten Rates der DVR. Sie standen nebeneinander, jeder mit seinem eigenen Ring von bewaffneten Wächtern, sie sprachen jeweils separat mit den Journalisten. Sie sagten das Gleiche: dass sie den Transport der “Fracht 200” zurück nach Russland mit russischen Freiwilligen in Auftrag gegeben hätten, die gekommen waren, um den Kampf des Aufstands in der DVR zu unterstützen, und dass sie keine Provokationen wollten. Deswegen würde der Lkw ohne bewaffnete Eskorte fahren.

Die Särge in vielen verschiedenen Farben waren, wie die Aktivisten der DVR erzählten, in ganz Donezk eingesammelt worden, sie wurden am Eingang der Leichenhalle abgesetzt, und die Journalisten fragten, ob die Leichen schon drin waren. Die Abfahrt der Kolonne war ursprünglich für den Nachmittag geplant, und die Journalisten warteten etwa vier Stunden lang einfach ab, während die Särge in den LKW geladen wurden. Je mehr Zeit verging, desto weniger realistisch schien es jedoch, dass die Abfahrt tatsächlich stattfinden könnte. Mitarbeiter des Leichenschauhauses gingen die Listen mit Namen der Toten durch und zeigten sie den Journalisten ein paar Augenblicke lang, ließen aber [niemanden] genau hinschauen oder Fotos aufnehmen.

Neben den Pressevertretern waren da auch Mitarbeiter des Kalinin-Krankenhauses, auf dessen Gelände sich die Leichenhalle befand, die den Schauplatz mit Neugier beobachteten, zusammen mit den Angehörigen des identifizierten Einheimischen Mark Swerew, die ihren Abschied nehmen wollten. Keiner der Aktivisten der DVR oder sonst ein Bewohner von Donezk war anwesend. Niemand nahm diese letzte Gelegenheit wahr, um Abschied zu nehmen von den “Freiwilligen, die für die Verteidigung des russischen Volkes kamen.” Trotz der zahlreichen Pressevertreter erschien die Veranstaltung immer noch wie ein Geheimnis, eine Tragödie, die nur jenseits der Grenze betrauert werden würde.

Das Verladen der Särge in den Lastwagen begann. In dem Moment kamen Berichte, dass das Wostok-Bataillon (eine der Einheiten der Aufständischen, die im Donbas zur wichtigsten Kraft geworden war) das Verwaltungsgebäude der Stadt von DVR-Aktivisten räumen würde. Puschilin und Borodaj verließen den Schauplatz in Eile; viele Journalisten machten sich auch überstürzt auf in die Innenstadt, sobald die Särge verladen waren. Später veröffentlichten sie Berichte, dass die Leichen der toten Russen an der Leichenhalle eingeladen und über die Grenze geschickt worden seien.

Aber die Särge, die die Leichenhalle verließen, waren leer.

Es schien, als ob jede neue Wendung in dieser Geschichte sich in ein Drehbuch für einen surrealen Film verwandelte.

Wie sich herausstellte, waren die Leichen der Toten am Tag zuvor aus dem Leichenschauhaus in die Kühlkammern in einer Eisfabrik überführt worden. Dort sollten sie in die Särge gelegt und für den Transport nach Russland vorbereitet werden. Der Lkw mit den Särgen fuhr zu dem Werksgelände, und die Tore wurden geschlossen. In einer abgelegenen Ecke, die mit Holzpaletten vor den neugierigen Augen der Fabrikarbeiter abgezäunt wurde, holten die Aktivisten hastig die Leichen aus dem Kühlraum, sammelten Körperteile ein, legten die Überreste in schwarze Leichensäcke und dann in die Särge in vielen Farben, sie rauchten dabei, sahen sich um und luden die Särge in den Lastwagen. Zur gleichen Zeit bemalten andere Aktivisten auf die Seiten und das Dach des LKW mit roten Kreuzen und den Ziffern “200”.

Drei Kollegen und ich folgten dem Lkw mit den Särgen aus dem Leichenschauhaus, und wir waren, wie sich herausstellte, die einzigen, für die diese Geschichte interessant und wichtig war. Unser Interesse weckte den Respekt unter den DVR-Aktivisten. Sie erlaubten uns, dabei zu sein, während sie die Leichen einluden, und ließen uns die Körper der Toten fotografieren.

Eine Frau sagte mir, sie hoffe, dass die ukrainischen Soldaten und der “Rechte Sektor” Menschlichkeit zeigen und den Lkw unangetastet passieren lassen würden, sie seien zwar “Faschisten, aber sie müssen doch etwas Menschliches in sich haben.” Ich fragte sie, ob sie mit dem Konvoi mitfahren würde. Sie sah mir in die Augen: “Was, wollen Sie, dass ich getötet werde?”

Wir wussten immer noch nicht, wie wir fahren würden, und niemand konnte sich vorstellen, was auf der Straße passiert. Es war schon Abend. Wir begannen uns Sorgen zu machen, wie wir nach Donezk zurückkommen könnten. Es herrscht eine Ausgangssperre in der Stadt, und nach 22.00 Uhr sind die Straßen fast leer. Es wird unsicher an Kontrollpunkten und auf den Straßen in der Nacht, vor allem für Journalisten, die dort ständig der Illoyalität oder der Spionage verdächtigt werden. Und dann weiß man nie, in welchen Bereichen Schießereien beginnen könnten. Wir entschieden uns, den LKW zu folgen, bis es begann dunkel zu werden.

Ich erwähnte dies zu einem von denen, der für die Abfahrt des Lkw verantwortlich war. Und plötzlich bot er an, das Fahrzeug dort über Nacht stehen zu lassen und die Abreise bis zum Morgen zu verschieben, dann würden wir es auf jeden Fall bis zur Grenze schaffen. Damit wurde deutlich, dass sie aus irgendeinem Grund nicht ohne uns Journalisten wegfahren wollten.

Das erhöhte unsere Besorgnis noch weiter, aber wir beschlossen, einfach zu hoffen, dass wir es vor Einbruch der Dunkelheit schaffen würden, und nach Lage der Dinge zu handeln.

Um sieben Uhr abends waren alle Leichen in den LKW geladen, und die Särge wurden versiegelt. Die Aktivisten wuschen ihre Hände und zündeten sich Zigaretten an. Namenlose russische Freiwillige, die zum “Schutz der Russen” in den Osten der Ukraine kamen, wurden auf ihrer letzten Reise in einem Kühltransporter von einer Eisfabrik nach Hause nur von Schweigen begleitet. In der selbsternannten Donezker Volksrepublik taten sie alles, was sie selbst für richtig hielten, für die Russen, die dort getötet wurden. Ein Aufkleber auf dem DVR-Sarg sollte den Verwandten über ihre Heldentaten im Donbas erzählen. Der Krieg geht weiter, und die Aktivisten gehen auseinander zurück an ihre Checkpoints.

Wir fuhren durch die Straßen von Donezk, die Menschen warfen einen gleichgültigen Blick auf die Seiten des LKW, gingen eilig ihren Geschäften nach. Alle Aktivisten waren aus dem regionalen Verwaltungsgebäude im Zentrum von Donezk vertrieben worden, und die Barrikaden waren abgebaut worden. Es wurde dunkel.

Auf der offenen Straße nahm der Lastwagen Fahrt auf, ohne an aufständischen Checkpoints oder in besiedelten Gebieten langsamer zu werden. Wir fuhren in Richtung Uspenka. Vier Kilometer von der Grenze entfernt hielten die Wagen an einem ukrainischen Militär-Checkpoint. Der Soldat näherte sich routinemäßig der Fahrerkabine, und der Fahrer reichte ihm die Frachtpapiere…

Sobald der Soldat realisierte, was drin war, wurden seine Bewegungen sofort scharf, seine Stimme laut. Er rief andere Soldaten; die das Auto umstellten, mit ihren entsicherten Sturmgewehren auf die Türen des LKW zielten, und dem Fahrer befahlen, sie zu öffnen. Für eine lange Zeit traute der Soldat seinen Augen nicht, starrte zuerst auf die Frachtpapiere, dann auf die Särge im LKW. Er wusste nicht, was er damit anfangen sollte. Die Soldaten bemerkten unser Auto, da wir misstrauisch in einiger Entfernung von dem LKW standen und beobachteten. Jetzt zeigten sie mit ihren Waffen auf uns, aber nachdem sie feststellten, dass wir Journalisten sind, waren sie zufrieden und kehrten an den LKW zurück.

“Woher sind die Särge?” fragte der Soldat den Fahrer.

“Aus Donezk.”

“Wer hat sie geschickt?”

“Ich weiß es nicht, ich habe nur das Fahrzeug und die Ladung und fahre sie bis an die Grenze.”

Alles war sowieso klar. Der Soldat brauchte keine weitere Fragen zu stellen, überprüfte die Dokumente und befahl dem Fahrer, an der Straße hinter dem Checkpoint auf der Seite stehen zu bleiben. Die Polizeibeamten, die im ersten Wagen waren, kamen heraus und sagten etwas zu den Soldaten, und der LKW passierte ohne zusätzliche Kontrollen.

Wir kamen an die Grenze, als es schon dunkel war.

Niemand war vorgewarnt, dass eine besondere Fracht die Grenzkontrolle passieren wollte. Die Grenzschutzbeamten überprüften mechanisch nach ihren Anweisungen die Dokumente und das Fahrzeug. Sie winkten den Wagen durch, ohne jegliche Emotion, wie sie einen LKW mit Kartoffelsäcken durchwinken.

Niemand war am Ende bereit, uns die Listen der Toten zu zeigen, aber wir hatten einige Namen auf den Bescheinigungen für die Leichen gesehen

Herr Schdanow, Sergej Borissowitsch, geboren im Jahr 1966. Informationen über ihn waren bereits auf den sozialen Netzwerken erschienen. In der VKontakte-Gruppe “Afghanistan. Nichts ist vergessen, niemand ist vergessen” wurde geschrieben, dass er ein pensionierter Ausbilder aus dem russischen FSB-Zentrum für Sondereinsätze sei, ein Veteran der Kriege in Afghanistan und Tschetschenien. Es wird auch berichtet, dass er am 19. Mai in Rostow-am-Don zu militärischen Übungen ankam und am 26. Mai in Donezk getötet wurde.

Wir konnten nichts über Juri Abrosimow, geboren 1982, herausfinden, dessen Totenschein wir auf einer Leiche gesehen hatten.

Einige Internet-Ressourcen erwähnen einen Alexander Wlassow und Alexander Morosow, ebenfalls Bürger der Russischen Föderation, die auf dem Flughafen in Donezk getötet wurden. In den Kommentaren werden sie als Helden eingestuft, Kämpfer gegen den Faschismus genannt, und die Leser werden gebeten, sich ihres Falls anzunehmen, und aufgefordert: “Verlassen Sie ihr komfortables Leben und schließen sie sich dem Kampf gegen die Nazis an.”

In den sozialen Netzwerken kursiert auch ein Brief, angeblich der letzte Eintrag von Alexander Wlassow auf seiner VKontakte-Seite, dies ist aber unmöglich zu überprüfen, denn spätere Wiederveröffentlichungen des Beitrags zeigen, dass die Original-Seite gelöscht wurde.

Der Brief lautet wie folgt: “Ich musste vor einigen Tagen nach Slowjansk wegfahren, ich und zwei meiner Freunde. Ich sagte es meiner Mutter, erklärt alles meiner Frau, schrieb meinen letzten Willen, nur hatte ich keine Zeit, um alle meine Schulden zu bezahlen… bereitete die Familie auf einen Monat Abwesenheit vor. In dieser Zeit fand ich einen Korridor über die Grenze, und Menschen, die mir nicht gleichgültig waren. Beim Grenzübertritt bekamen wir Sturmgewehre, ein Maschinengewehr für mich wegen meiner Größe und Stärke, Ausrüstung und so weiter.” Später heißt es weiter, dass “… der Kanal durch Rostow geschlossen wurde, ein MP hat geholfen, aber es passiert einfach so… der zweite [Korridor] wurde vom SBU der Ukraine geschlossen.” Über den Grund für seine Entscheidung ins Donbas zu gehen schreibt Alexander Wlassow: “Odesa war der ausschlaggebende Punkt, und diese ganze Situation. Ich bin ein großer Kerl. Ich kann nicht hinter dem Rücken einer Frau sitzen und mich hinter der Arbeit und Kindern verstecken.”

Wenn man in Donezk ist, merkt man, dass der Informationskrieg, den ukrainische und russische Medien führen, die Grenze zwischen der Realität und dem Verständnis beider Seiten, was im Osten der Ukraine tatsächlich geschieht, vollständig ausgelöscht hat. Nur die Opfer dieses Krieges bleiben real. Nicht ein einziger der heimischen Fernsehsender der Föderation, die seit Monaten die Idee des Völkermords an den Russen im Osten der Ukraine und der Herrschaft der Nazis im Westen verbreiten, berichtete über die Tatsache, dass am 26. Mai 31 russische Bürger in Donezk starben. Sie erklärten weder, für welche Idee sie starben noch wie dieser Krieg für sie geendet hat, weder über den “Kanal durch Rostow”, noch die Verteilung der Feuerwaffen, und wer auf die Särge mit den DVR-Aufklebern wartet. In den ukrainischen Medien wurden die Toten Söldner und Terroristen genannt.

Die Geschichte des ersten “Fracht 200” von Donbas nach Russland endete für uns und für unsere Kollegen an der Grenze in Uspenka. Und wir waren die einzigen, die die Russen auf dem Weg von der Ukraine nach Hause begleiteten, die im Kampf um den Flughafen Donezk getötet wurden.

Quelle: http://maidantranslations.com/2014/06/09/cargo-200/ 
Originalquelle: http://www.echo.msk.ru/blog/maryautomne/1332306-echo/


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